Mehrsprachigkeit in WordPress: WPML & Polylang

Mehrsprachige Webseiten, Shops und Blogs bringen dir meist schnell mehr Reichweite für dein Projekt, da es in Deutschland oft weniger Wettbewerb in anderen Sprachen gibt. Das kannst du als Chance wahrnehmen. Aber eine Übersetzung von WordPress ist nicht Ohne. Hier lernst du, wie's geht.

Vorweg empfehle ich dir erst deine Website-Inhalte in der Haupt- bzw. Muttersprache abgeschlossen zu haben. Denn sonst riskierst du bei der Übersetzung die Übersicht zu verlieren. Besser ist es noch, wenn du ein paar Monate nach Fertigstellung des Projekts damit wartest, bis du es multilingual einstellst, um vor der Übersetzung noch Erkenntnisse aus der ersten Erfolgsanalyse umzusetzen, bevor du später jedes Mal alle Sprachen anpassen musst, wenn du eine Optimierung vornimmst. Natürlich sind aber auch spätere Übersetzungen in beiden hier vorgestellten Plugins möglich. Es gibt davon nämlich nur zwei sinnvolle Übersetzungs-Plugins für WordPress:

  • Polylang ist grundsätzlich kostenlos und einfach zu bedienen, aber leider recht inkompatibel zu anderen Plugins und Themes, somit eignet sich für primär für kleine (no budget) Projekte zum Ausprobieren. Es gibt optional eine Pro-Version von Polylang für 99€, die noch ein paar extra Features bereitstellt, ich aber nicht für nötig halte.
  • WPML ist ein Premium Plugin und kostet ab 29€, funktioniert aber mit wesentlich mehr anderen Plugins und Themes als Polylang und ist für jede professionelle Übersetzung ideal. Hier alle Infos zu WPML Premium.
  • Ich habe auch Erfahrungen mit dem Plugin qTranslate-X machen dürfen, allerdings ist diese kostenlose Lösung leider völlig unausgereift und inkompatibel zu den meisten Plugins (Stand 20.05.2020) und insofern rate ich davon nicht nur ab, sondern erkläre auch nicht mehr dazu.

Weil Polylang für mich einen netten kostenlosen Spielplatz darstellt, beginne ich diese Anleitung mit dem Tool. Wenn du aber direkt mit WPML einsteigen willst, überspringe den Teil einfach.

Vorbereitung

Und noch eine wichtige Info: Definieren vorab, für welche Regionen du deine Seite ausrichten willst und prüfe nach Freischaltung der Sprachen die regionale Ausrichtung mit diesem Tool. Die Übersetzungsplugins können nämlich deine Inhalte für bestimmte Länder ausrichten und somit auch für schlechtere Rankings in anderen Ländern sorgen.

Beispiel: Wenn deine Inhalte auf Deutsch sind, kannst du sie durch den Sprachcode „de-DE“ auf Deutschland ausrichten und somit in Österreich und der Schweiz abwerten. Willst du die beiden Nachbarländer aber ebenfalls ansprechen, musst du die Regionskennzeichnung entfernen. Das ist der zweite Teil des Sprachcodes. Für Deutschland, Österreich und Schweiz ist der korrekte Sprachcode „de“. Die wichtigsten Sprachcodes sind:

  • Deutsch: de
  • Deutsch-Deutschland: de-DE
  • Deutsch-Österreich: de-AT
  • Deutsch-Schweiz: de-CH
  • Englisch: en
  • Englisch-Großbritannien: en-UK
  • Englisch-Vereinigte Staaten: en-US

Egal welches Plugin du zur Übersetzung nutzt, achte bei der Einrichtung bitte auf diese Sprachcodes.

Polylang

Starte mit dem Download von Polylang über WordPress und/ oder installiere das Plugin direkt über die WordPress-interne Plugin-Suche. Nach der Installation öffnest du Polylang und damit den Einrichtungsassistenten. Dort wählst du zunächst die Ausgangssprache aus, von der du übersetzt. Beachte dabei, dass die Ausgangssprache exakt den WordPress-Einstellungen (unter Einstellungen > Allgemein) entspricht:

  • Wenn du also in WordPress „Deutsch“ eingestellt hast, wählst du hier auch „Deutsch – de_DE“ aus.
  • Falls du in WordPress „Deutsch (Sie)“ eingestellt hast, wählst du hier „Deutsch – de_DE_formal“ aus.

Anschließend definierst du die weiteren Sprachen, in welche deine Website übersetzt werden sollte und folgst weiter dem Einrichtungsassistenten.

Den Namen der Sprache und das Kürzel für die Sprachdatei solltest du danach nicht verändern. Gleiches gilt für den „Sprachcode“. Dieser wird durch Polylang so eingestellt, dass du darüber alle Nutzer erreichst, welche die eingestellte Sprache sprechen. Sprich es gibt von Haus aus keine regionale Einschränkung: Über deutsche Inhalte erreichst du grundsätzlich deutschsprachige Nutzer auf der ganzen Welt usw. Solltest du jedoch die Region einschränken wollen, folgst du nachher den Hinweisen zur regionalen Ausrichtung.

Anschließend geht ein Hinweis auf, die existierenden Inhalte mit der Sprache zu kennzeichnen. Das ist sehr wichtig, damit du den Überblick behältst. Übernimm also die Option und kennzeichne alle Inhalte mit der „Ausgangssprache“.

Dann fügst du weitere Sprachen hinzu. Ich empfehle dir jedoch immer nur eine Sprache hinzufügen, die Übersetzung abzuschließen und dann erst dann die nächste Sprache anzugehen, da das Ganze sehr viel Arbeit und Unübersichtlichkeit bedeuten kann.

Sprachcodes in Polylang

Wie anfangs in dieser Anleitung erklärt, empfehle ich dir einen Blick auf die Sprachcodes zu werfen, damit die regionale Ausrichtung deiner Inhalte richtig definiert wird. Standardmäßig definiert Polylang keine regionalen Ergänzungen, solange du nicht beim Setup für eine Sprache mehre Varianten bzw. Regionen ausgerichtet hast.

Diese Einstellung solltest du beibehalten, solange du deine Inhalte international ausrichtest und keine regionalen Beschränkungen vornehmen willst, wie anfangs erläutert. Aber sobald du bspw. deine Deutschen Übersetzungen in einer leicht abgewandelten Variante auf Schweizerdeutsch übersetzen willst, wirst du unter Sprachen > Sprachen die Spalte Code bearbeiten müssen.

URL-Anpassungen in Polylang

Sind die Sprachen fertig eingerichtet, solltest du noch einen Blick auf den Reiter „Einstellungen“ und das Modul „URL-Veränderungen“ werfen:

Screenshot aus Polylang

Hier kannst du einstellen, ob die Übersetzungen über ein Unterverzeichnis signalisiert werden (z.B. www.deinewebsite.de/en/), über eine Subdomain (z. B. en.deinewebsite.de) oder eine andere Domain (z.B. deinewebsite.co.uk). Ich empfehle dringend bei dem standardmäßig eingestellten Unterverzeichnis zu bleiben, damit du nicht auf einer (Sub-) Domain deine Reputation neu aufbauen musst – denn egal ob Subdomain oder separate Domain, in jedem Fall würde so eine Lösung von Google als komplett neue Website gewertet werden.

Am besten lässt du hier auch die Checkbox „URL Informationen für die Standardsprache verstecken“ aktiv, damit sich deine bisherigen Permalinks in WordPress nicht ändern. Denn ansonsten würden alle bestehenden URLs sich mit einem Sprachkürzel verändern und du wirst mit hoher Wahrscheinlichkeit SEO-Probleme bekommen, da dadurch bspw. sogenannte Weiterleitungsketten entstehen können, du also alle Links manuell weiterleiten müsstest und an Power verlierst. Ausschließlich bei einer ganz neuen Website kannst du die Option deaktivieren, damit alle Sprachen in separaten Verzeichnissen zu finden sein werden.

Nach der Einrichtung von Polylang beginnst du mit dem eigentlichen Übersetzungsprozess. Du kannst dazu das Plugin Lingotek installieren, über welches du automatische Übersetzungen (oftmals mittelmäßiger Qualität) erstellen oder deine Übersetzungen an Profis delegieren kannst, sofern du deine Inhalte nicht selber übersetzt oder direkt an Profis delegierst.

WPML

Hier kannst du das WPML Plugin lizenzieren. Nachdem du WPML lizensiert hast musst du es hochladen und installieren. Dazu gehst du auf Plugins / Installieren / Plugin hochladen.

Anschließend gehst du links im Menü auf WPML und folgst dem Installationsassistenten, indem du zunächst die (derzeitige) Hauptsprache wählst. Das ist die Sprache, in der deine Inhalte bisher eingerichtet sind (in der Regel Deutsch). Mit dieser Sprach-Einstellung werden alle existierenden Inhalte definiert – also bitte keine andere Sprache wählen, als die bisherigen Inhalte.

Screenshot aus WPML

Im zweiten Schritt wählst du die Sprachen aus, in die du deine Seite übersetzen willst. Du kannst hier schon alle Sprachen auswählen, die für dich (später) in Betracht kommen, besser ist es aber mit einer Sprache zu beginnen und weitere später hinzuzufügen.

Screenshot aus WPML

Dann kommst du in eine größere Übersichtsseite, in der du wählen kannst wo der Sprachumschalter hinzugefügt werden soll. Im Gegensatz zu Polylang machst du das bei WPML schon beim Einrichtungsprozess, kannst das aber später auch noch verändern.

Screenshot aus WPML

Ich empfehle dir den Umschalter im Menü oder in einem Widget oben oder unten in deiner Seite einzubauen. Die restlichen Einstellungen – wie der Sprachschalter dargestellt wird oder was es sonst noch für Parameter gibt – solltest du erstmal so lassen und dann im Betrieb ausprobieren. Denn hier gibt’s x verschiedene Kombinationsmöglichkeiten, die sich unterschiedlich auf dein Web Design auswirken (und teils sehr blöd im Styling sind).

Im letzten Schritt musst du WPML nur noch registrieren. Fertig mit der Vorbereitung.

Wichtig bei der Einstellung von WPML

Bevor du mit der Übersetzung deiner Inhalte anfängst, solltest du dir in den WPML-Einstellungen (im Menü unter WPML / Sprachen) noch den Punkt „Sprach-URL-Format“ ansehen:

Screenshot aus WPML

Ich empfehle dir hierzu, statt der standardmäßigen Einstellung die „Sprache als Parameter“ darzustellen besser die „Sprachen als Verzeichnisse anzuzeigen“. Dabei sollte jedoch die Funktion um das „Verzeichnis für Standardsprache [zu] benutzen“ deaktiviert bleiben, um keine toten Links bei der Umstellung auf Mehrsprachigkeit zu erhalten (siehe Polylang). Die ursprüngliche URL-Struktur bleibt dabei also erhalten, Inhalte anderer Sprachen werden dann aber in ein Unterverzeichnis abgelegt und sind somit einfacher trennbar und analysierbar von der Standardsprache, als wenn du die Parameter definierst.

Übrigens: Eine separate Domain pro Sprache zu setzen ist wenig sinnvoll, da du jede Domain separat in Google etablieren musst und du dir somit wesentlich mehr Arbeit machen musst, als nötigt. Bleibe also am einfachsten bei deiner bisherigen Domain. Eine Ausnahme gibt es dazu: Wenn deine Haupt-Domain eine lokale Endung hat, also beispielsweise auf .de endet, du aber professionell internationalisieren willst, dann ist eine separate .com-Domain für englischsprachige Inhalte besser, die dann mittelfristig als internationale Domain mit allen Sprachen etabliert wird.

Nach der Einrichtung von WPML beginnst du mit dem eigentlichen Übersetzungsprozess.

Übersetzungsprozess

Vorweg: Plane ausreichend Zeit ein, um alle Übersetzungen zu prüfen. Nicht nur die Beiträge und Seiten sollten später passen, sondern auch alle im sichtbaren Bereich der Seite (sog. „Frontend“) dargestellten Informationen aus Plugins, Themes und Widgets.

Die mit Abstand wichtigste Einstellung ist die korrekte Verknüpfung zwischen dem ursprünglichen Inhalt und der Übersetzung(en). Sowohl WPML als auch Polylang blenden dazu entweder in den Übersichten eine extra Spalte ein, um durch ein Plus-Zeichen eine (leere) Übersetzung hinzuzufügen…

Screenshot einer Website mit WPML

… oder du nutzt im Content-Editor in der rechten Spalte ein Widget, mit dem sich die Sprachen hinzufügen oder – besser – die Originalinhalte für eine Übersetzung duplizieren lassen:

Screenshot einer Website mit WPML

Das ist vor allem dann praktisch, wenn du das Layout in die andere Sprache übernehmen und nicht nachbauen willst.

Wichtig: Nutzt du die Funktion, um deinen Ausgangsinhalt in eine Zielsprache zu duplizieren, musst dazu anschließend in die Bearbeitung des Zielspracheninhalts gehen und diesen wieder entkoppeln, da du sonst beide Sprachen mit einem Beitrag bearbeitest (da die Duplikate gekoppelt sind). Dazu klickst du auf den Stift bei der Bearbeitung oder wählst oben im Header die Zielsprache aus…

Screenshot einer Website mit WPML

… danach klickst du auf „Allein übersetzen:

Screenshot einer Website mit WPML

Hast du einmal vergessen, eine Übersetzung hinzuzufügen, oder Probleme mit der Zuweisung, stellst du zunächst die richtige Inhaltssprache des Ausgangsinhalts (z.B. „Hello World“) ein und speicherst dann. Anschließend kannst du entweder direkt die Übersetzung zuweisen, indem du deren Titel eingibst. Funktioniert das noch nicht muss du über WordPress die Übersetzung raussuchen (z.B. „Hallo Welt“) und hier auch nochmal die „Ausgangs-Spracheinstellungen“ überprüfen.

Ich beauftrage bei meinen professionellen Übersetzungen am liebsten TEXTKING. Denn hier stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis einfach. Für weniger anspruchsvolle Übersetzungen, die ich selber nachjustiere, setze ich DeepL ein, eine Übersetzungssoftware mit K.I., die besser funktioniert als der Google Translator. Es gibt auch ein DeepL Pro Plugin für WordPress, jedoch ist das zum heutigen Stand (20.05.2020) noch nicht kompatibel mit den Gutenberg-/ Block-Editor von WordPress und somit noch nicht für den Produktiveinsatz geeignet.

Es ist übrigens nicht zwingend nötig jeden einzelnen Inhalt übersetzen zu lassen. Wenn du – wie ich – noch kaum englische Leser deiner Blogbeiträge hast, dann spar‘ dir erst mal die Arbeit und fokussiere dich zunächst auf das, was du als wichtig empfindest. Es ist auch möglich ganze Menüpunkte herauszulassen. Nur bei der Startseite wird das schwierig ;-).

Fazit

WordPress mehrsprachig einzustellen ist zwar nicht schwer, aber den Überblick zu behalten anfangs schon. Stellst du’s richtig an, nimmst also das mehrsprachige Setup vor, übersetzt deine Inhalte und streust sie in allen Sprachen im Internet, wird dein Fleiß durch deutlich mehr Reichweite, besseres Image und oft bessere SEO Rankings belohnt.

Ein paar weitere Tipps habe ich in meinem Gastbeitrag „WordPress in mehreren Sprachen nutzen: So geht’s richtig“ auf BlogProjekt für dich bereitgestellt.

Severin Lucks

Ich bezeichne mich als Inbound-Marketing-Experte und SEO-Spezialist. Ich mag die Kombination von gutem Design, überzeugenden Texten (mit dem einen oder anderen psychologischen Trick) und langfristiger SEO-Strategie, um nachhaltig Besucher für unsere Kunden zu gewinnen und zu konvertieren.